Neues in SCAMPI v1.3

Ich habe von Christian Hertneck, einer der CMMI-Gurus in Deutschland, ein Update bekommen, was sich in der neuen SCAMPI-Version so grundlegend geändert hat. SCAMPI ist die Standard CMMI Assessment Method for Process Improvement, also die vom SEI herausgegebene Standard-Methode zur Durchführung von CMMI Appraisals. Nachdem nun CMMI in Version 1.3 veröffentlicht wurde, gibt es auch einige Anpassungen bei SCAMPI.

Auswahl der Appraisal Team Members

Für diejenigen, die an einem Appraisal mitarbeiten gab es schon immer gewissen Vorraussetzungen, die in v1.3 nun grob so aussehen:

  • jedes ATM muss mind. zwei Jahre Erfahrung (field experience) haben; Ausnahmen müssen begründet werden
  • im Schnitt haben die ATM’s je sechs Jahre Erfahrung (ohne den Lead Appraiser)
  • insgesamt haben die ATM’s 25 Jahre Erfahrung (wieder ohne den Lead Appraiser)
  • zusammen haben die ATM’s mind. zehn Jahre Management-Erfahrung, einer aber mind. sechs Jahre

Keine Indirect Artifacts mehr

Wer schon mal an Appraisals teilgenommen hat oder diese vorbereitet hat, weiß, man unterscheidet in Direct Artifacts, Indirects Artifacts und Affirmations. Das ist nun anders. Es gibt neuerdings nur noch Artifacts und Affirmations.

Es gibt somit keine Unterscheidung mehr zwischen Direct und Indirect Artifacts. Der zusammengefasste Begriff Artifact steht nun für die primären greifbaren Ergebnisse einer Praktik, aber auch für andere Arbeitsergebnisse, die durch die Ausführung der Praktik entstehen. Um eine Praktik zu belegen, müssen Artifacts herangezogen werden, die zeigen, das die entsprechende Arbeit getan wird.

Affirmations hingegen werden generischer definiert. Das sind mündliche oder auch schriftliche Aussagen, die die Implementierung einer Praktik bestätigen. Somit können auch Antworten auf Fragen in E-Mails als Affirmations gewertet werden. Auch Präsentationen zählen nun offiziell als Affirmations. In Zukunft können also durch Präsentationen, Demonstrationen oder auch ausgefüllte Fragebögen eine Reihe von Affirmations sehr zeitsparend abgehakt werden.

Keine Fokus-Projekte mehr

Da SCAMPI für die drei Modelle CMMI for Development, CMMI for Service und CMMI for Acquisition gilt, sind die Bemühungen gewesen, den „Projekt“-Begriff weitestgehend zu entfernen. Es gibt nun keine Fokus-Projekte mehr, die man für das Appraisal als Schwerpunkt-Betrachtung wählt, sondern man redet von Basic Units.

Was vorher ein Projekt war, ist also jetzt eine Basic Unit. Daneben gibt es noch Support Functions wie etwa eine übergreifende Qualitätssicherung, ein Projektbüro oder ähnliche Einrichtungen. Der Organizational Scope bezeichnet die Menge der Basic Units und Support Functions, die für das Appraisal Daten liefern. Er ist eine Teilmenge der betrachteten Organizational Unit.

Die Basic Unit werden in Subgroups eingeteilt. Die Kategorisierung kann nach verschiedenen Gesichtspunkten, sog. Sampling Factors, erfolgen wie etwa Anzahl der Standorte, Art der Kunden, Art der Finanzierung, Aufhängung im Unternehmen, Art der Arbeit. Somit enthält eine Subgroup Instanziierungen ähnlicher Prozessimplementierungen in Form der in ihr enthaltenen Basic Units.

Neu ist nun, dass die Anzahl der mindestens zu betrachtenden Projekte (Basic Units) durch eine Formel beschrieben ist.

= BU_min = {SG_alle * BU_SG}/BU_alle

wobei
BU_min: minimale Anzahl der auszuwählenden Basic Units der betrachteten Subgroup
SG_alle: Anzahl aller Subgroups
BU_SG: Anzahl der Basic Units der betrachteten Subgroups
BU_alle: Anzahl aller Basic Units

 

Thomas Schneider

Ich leite derzeit das Business Process Management (BPM) bei Anschütz in Kiel, zuvor das Prozessmanagement im Engineering, bis 2008 in einem deutsch-japanischen Jointventure im Bosch-Konzern. Ich bin diplomierter Informatiker und begeistere mich neben den klassischen Prozessmanagement-Themen für Software-Tools und Digitalisierung.

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