Über Systems Engineering

Wir beschäftigen uns seit Jahresbeginn intensiv mit der Verbesserung unseres System-Entwicklungs-Prozesses. Da stellt sich zunächst natürlich die Frage, was ist überhaupt Systems Engineering oder System-Entwicklung.

Tim Weilkiens stellt klar: Wenn Software, Elektronik und Mechanik losgelöst voneinander bestmögliche Lösungen für ein Problem bereitstellen, ergibt die Summe dieser nicht immer die beste Lösung für das Gesamtsystem (siehe Tim Weilkiens „Systems Engineering mit SysML/UML“). Es bedarf einer Disziplin, die sich als Klammer um die beteiligten Einzeldisziplinen versteht – das System Engineering.

Die Definition des Begriffes „System“ ist schon nicht so leicht. Es gibt in den einzelnen Standards unterschiedliche Definition, die alle nicht schlecht sind. Schwierig dabei ist die Frage der Rekursion. Ein Subsystem kann für die darunterliegenden Teile selbst wieder das System sein. Wenn Sie bspw. ein Subsystem extern an einen Lieferanten vergeben, wie dieser die zu entwickelnde Komponente selbst als sein „System“ betrachten. Man sollte einfach akzeptieren, dass es verschiedenste Begriffe gibt, aus denen sich ein System zusammensetzen kann und für sein Projekt das auszuliefernde Produkt als sein „System“ festsetzen.

Wir definieren für uns:

Ein System ist eine Ansammlung von Systemelementen, die durch ihr Zusammenwirken ein Ergebnis erzielen, das die Systemelemente für sich alleine nicht erfüllen können. Systemelemente sind Subsysteme, Segmente, Einheiten, Komponenten und Module, wobei Komponenten als verbindliche Systemelemente vorgegeben sind.

Die Anzahl der Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Systemelementen wird heutzutage immer höher, man spricht von komplexen Systemen. Die Komplexität dieser Systeme lässt sich aber nicht reduzieren, da sie Teil des Wesens des Systems ist; eine Reduzierung der Komplexität führte zu einer Veränderung des Systems.

Also muss man die Komplexität heutiger Systeme beherrschen lernen. Der Unterschied zwischen kompliziert und komplex ist der Unterscheidung zwischen Wissen und Können. Zum Lösen komplizierter Aufgaben benötigt man Wissen, zum Lösen komplexer Aufgaben Können (siehe Gerhard Wohland und Matthias Wiemeyer „Denkwerkzeuge der Höchstleister: Wie dynamikrobuste Unternehmen Marktdruck erzeugen“).

Dieses Können zeichnet den Systemingenieur aus. Als Bindeglied der einzelnen Disziplinen denkt er systemweit. Er muss in der Lage sein, sich mit Software-Entwicklern, Elektronik-Entwicklern und Mechanik-Konstrukteuren fachlich auseinanderzusetzen. Er definiert das Zusammenspiel der einzelnen System­elemente und macht damit die Vorgaben für die einzelnen Disziplinen. Von seinem Können hängt es ab, ob ein komplexes System beherrschbar wird. Keine leichte Aufgabe.

Thomas Schneider

Ich leite derzeit das Business Process Management (BPM) bei Anschütz in Kiel, zuvor das Prozessmanagement im Engineering, bis 2008 in einem deutsch-japanischen Jointventure im Bosch-Konzern. Ich bin diplomierter Informatiker und begeistere mich neben den klassischen Prozessmanagement-Themen für Software-Tools und Digitalisierung.

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