Riesengroße Systeme
Linda Northrop ist Director des Research, Technology and System Solutions Program am SEI. Sie leitet in dieser Funktion die Arbeit an den Themen Architektur-zentrierte Entwicklung, Software-Produktlinien, Systems-of-Systems und Ultra-Large-Scale Systems. Über letzteren Punkt sprach sie als Keynote Speaker auf der SEPG Europe 2010.
Es gibt einen Trend zu Ultra-Large-Scale Systems, auch wenn ich mir persönlich noch nie Gedanken gemacht habe, dass es solche System überhaupt gibt. Es ist auch nicht entscheidend festzulegen, welche Systeme nun groß und welche riesengroß sind. Aber sie sind bereits überall vertreten.
Das Software Engineering Institute (SEI) führte eine Studie durch im Auftrag der US Army. Dort wurde charakterisiert, was eigentlich Ultra-Large-Scale bedeutet. Nun, im Grunde zeichnet diese System eine bestimmte Undurchsichtigkeit aus. Unüberschaubare Lines of Code, Datenspeicherung oder -verarbeitung, Anzahl Verbindungen, Hardware-Elemente, Prozesse, Interaktionen oder involvierter Benutzer.
Das Resultat der Studie sagte im Grunde, dass herkömmliches Engineering oder auch agile Ansätze nicht funktionieren werden beim Entwickeln von ULS Systems. ULS Systems haben keine zentrale Authorität, niemandem gehört das ganze System. Insofern funktionieren auch zentral gelenkte Prozesse nicht. Gedanklich muss man eher an Ökosysteme denken.
Sehr schön fand ich den folgenden Vergleich: Wir können mit unseren herkömmlichen Methoden Gebäude bauen, auch komplexe Gebäude, aber Ultra-Large-Scale Systems sind in diesem Bild eher zu vergleichen mit einer Stadt. Eine Stadt ist mehr als nur eine Ansammlung von Gebäuden. Da gibt es eine Infrastruktur, Feuerwehr, Polizei und Müllabfuhr, Telekommunikation, ein soziales System.